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19.Apr 2024


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48. DSING / DER BRUNNEN

Der Brunnen. Man mag die Stadt wechseln,

aber kann nicht den Brunnen wechseln.

Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu.

Sie kommen und gehen und schöpfen aus dem Brunnen.

Wenn man beinahe das Brunnenwasser erreicht hat,

aber noch nicht mit dem Seil drunten ist

oder seinen Krug zerbricht so bringt das Unheil.

Die Hauptstädte wurden im alten China zuweilen verlegt, teils aus Gründen der Gunst der Lage, teils bei dem Wechsel der Dynastien. Der Baustil wechselte im Lauf der Jahrhunderte, aber die Form des Brunnens ist von uralter Zeit bis auf den heutigen Tag dieselbe geblieben. So ist der Brunnen ein Bild der gesellschaftlichen Organisation der Menschheit in ihren primitivsten Lebensnotswendigkeiten, die von allen politischen Gestaltungen unabhängig ist. Die politischen Gestaltungen, die Nationen wechseln, aber das Leben der Menschen mit seinen Erfordernissen bleibt ewig dasselbe. Das läßt sich nicht ändern. Dieses Leben ist auch unerschöpflich. Es wird nicht weniger noch mehr und ist für alle da. Geschlechter kommen und gehen, und sie alle genießen das Leben in seiner unerschöpflichen Fülle.

Für eine gute staatliche oder gesellschaftliche Organisation der Menschen ist aber ein Doppeltes nötig. Man muß bis auf die Grundlagen des Lebens hinuntergehen. Alle Oberflächlichkeit in der Lebensordnung, die die tiefsten Lebensbedürfnisse unbefriedigt läßt, ist ebenso unvollkommen, als hätte man gar keinen Versuch zur Ordnung gemacht. Ebenso ist eine Fahrlässigkeit, durch die der Krug zerbricht, vom Übel. Wenn z. B. der militärische Schutz eines Staates so übertrieben wird, daß er Kriege hervorruft, durch die die Macht des Staates vernichtet wird, so ist das ein Zerbrechen des Krugs. Auch für den einzelnen Menschen kommt das Zeichen in Betracht. So verschieden die Anlagen und Bildungen der Menschen sind, die menschliche Natur in ihren Grundlagen ist bei jedem dieselbe. Und jeder Mensch kann bei seiner Bildung aus dem unerschöpflichen Born der göttlichen Natur des Menschenwesens schöpfen. Aber auch hier drohen zwei Gefahren: einmal, daß man in seiner Bildung nicht durchdringt bis zu den eigentlichen Wurzeln des Menschentums, sondern in Konvention steckenbleibt - eine solche Halbbildung ist ebenso schlimm wie Unbildung-, oder daß man plötzlich zusammenbricht und die Bildung seines Wesens vernachlässigt.



Mancher Krieger des Lichts richtet sein Augenmerk auf die kleinen Wunder des Alltags. Er ist fähig, das Schöne zu sehen, weil er die Schönheit in sich trägt, denn die Welt ist ein Spiegel und wirft einem jeden Menschen das Bild seines eigenen Gesichts zurück. Wenn er sich auch seiner Fehler und Grenzen bewußt ist, so tut der Krieger doch alles, um in Krisenzeiten seine gute Laune nicht zu verlieren. Letztlich bemüht sich die Welt, ihm zu helfen, auch wenn alles um ihn herum das Gegenteil zu beweisen scheint.

'Handbuch des Kriegers des Lichts' von Paulo Coelho, Seite 136



Mathematician of the day


Leonardo da Pisa


Ein Krieger des Lichts hat keine Gewißheiten, sondern einen Weg, dem er folgt und dem er sich immer wieder aufs neue anzupassen versucht. Er kämpft im Sommer mit einer Ausrüstung und Techniken, die anders sind als die für den Winter. Da er flexibel ist, beurteilt er die Welt nicht nach "richtig" oder "falsch", sondern aufgrund der "für diesen Augenblick geeignetsten Haltung". Er weiß, daß auch seine Gefährten sich anpassen müssen, und ist nicht überrascht, wenn sie ihre Haltung ändern. Er gibt allen die Zeit, die sie brauchen, um ihre Taten zu rechtfertigen. Aber er ist unversöhnlich, wenn es um Verrat geht.

'Handbuch des Kriegers des Lichts' von Paulo Coelho, Seite 128