Inhaltsverzeichnis Bea Blue 00:53:17
Deutsch
29.Mar 2024


Gmx
Wikipedia



I-Ging Krieger Mathematiker Krieger Jonglage Schach


48. DSING / DER BRUNNEN

Der Brunnen. Man mag die Stadt wechseln,

aber kann nicht den Brunnen wechseln.

Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu.

Sie kommen und gehen und schöpfen aus dem Brunnen.

Wenn man beinahe das Brunnenwasser erreicht hat,

aber noch nicht mit dem Seil drunten ist

oder seinen Krug zerbricht so bringt das Unheil.

Die Hauptstädte wurden im alten China zuweilen verlegt, teils aus Gründen der Gunst der Lage, teils bei dem Wechsel der Dynastien. Der Baustil wechselte im Lauf der Jahrhunderte, aber die Form des Brunnens ist von uralter Zeit bis auf den heutigen Tag dieselbe geblieben. So ist der Brunnen ein Bild der gesellschaftlichen Organisation der Menschheit in ihren primitivsten Lebensnotswendigkeiten, die von allen politischen Gestaltungen unabhängig ist. Die politischen Gestaltungen, die Nationen wechseln, aber das Leben der Menschen mit seinen Erfordernissen bleibt ewig dasselbe. Das läßt sich nicht ändern. Dieses Leben ist auch unerschöpflich. Es wird nicht weniger noch mehr und ist für alle da. Geschlechter kommen und gehen, und sie alle genießen das Leben in seiner unerschöpflichen Fülle.

Für eine gute staatliche oder gesellschaftliche Organisation der Menschen ist aber ein Doppeltes nötig. Man muß bis auf die Grundlagen des Lebens hinuntergehen. Alle Oberflächlichkeit in der Lebensordnung, die die tiefsten Lebensbedürfnisse unbefriedigt läßt, ist ebenso unvollkommen, als hätte man gar keinen Versuch zur Ordnung gemacht. Ebenso ist eine Fahrlässigkeit, durch die der Krug zerbricht, vom Übel. Wenn z. B. der militärische Schutz eines Staates so übertrieben wird, daß er Kriege hervorruft, durch die die Macht des Staates vernichtet wird, so ist das ein Zerbrechen des Krugs. Auch für den einzelnen Menschen kommt das Zeichen in Betracht. So verschieden die Anlagen und Bildungen der Menschen sind, die menschliche Natur in ihren Grundlagen ist bei jedem dieselbe. Und jeder Mensch kann bei seiner Bildung aus dem unerschöpflichen Born der göttlichen Natur des Menschenwesens schöpfen. Aber auch hier drohen zwei Gefahren: einmal, daß man in seiner Bildung nicht durchdringt bis zu den eigentlichen Wurzeln des Menschentums, sondern in Konvention steckenbleibt - eine solche Halbbildung ist ebenso schlimm wie Unbildung-, oder daß man plötzlich zusammenbricht und die Bildung seines Wesens vernachlässigt.



Ein Krieger des Lichts betrachtet das Leben zugleich voller Zärtlichkeit und Strenge. Er steht vor einem Geheimnis, dessen Lösung er eines Tages finden wird. Hin und wieder sagt er sich:" Dieses Leben ist irgendwie verrückt." Und er hat recht. Dem Wunder des Alltäglichen hingegeben, bemerkt er, daß er die Auswirkungen seiner Taten nicht immer absehen kann. Manchmal handelt er, ohne zu wissen, daß er handelt, rettet er, ohne zu wissen, daß er rettet, leidet er, ohne zu wissen, warum er traurig ist. Ja, das Leben ist verrückt. Doch die große Weisheit eines Kriegers des Lichts liegt darin seine eigene Form der Verrücktheit gut auszuwählen.



'Handbuch des Kriegers des Lichts' von Paulo Coelho, Seite 111



Mathematician of the day


Pierre de Fermat


So wie der Krieger des Lichts seine Fehler kennt, kennt er auch seine Vorzüge. Einige seiner Weggefährten beklagen sich: "Die anderen haben mehr Glück als wir." Mag sein, daß sie recht haben, aber ein Krieger läßt sich davon nicht lähmen, sondern versucht, seine Talente so weit wie möglich zu nutzen. Er weiß, daß die Stärke der Gazelle in der Behendigkeit ihrer Beine liegt. Die Stärke der Möwe ist die Zielsicherheit, mit der sie auf den Fisch hinabstößt. Er hat gelernt, daß der Tiger die Hyäne nicht fürchtet, weil er sich seiner Kraft bewußt ist. Daher versucht der Krieger herauszufinden, worauf er sich verlassen kann. Und überprüft immer wieder seine Ausrüstung, die aus drei Dingen besteht: Glaube, Liebe, Hoffnung. Sind alle drei vorhanden, wird er nicht zögern, seinen Weg fortzusetzen.

'Handbuch des Kriegers des Lichts' von Paulo Coelho, Seite 35