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16.Apr 2024


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48. DSING / DER BRUNNEN

Der Brunnen. Man mag die Stadt wechseln,

aber kann nicht den Brunnen wechseln.

Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu.

Sie kommen und gehen und schöpfen aus dem Brunnen.

Wenn man beinahe das Brunnenwasser erreicht hat,

aber noch nicht mit dem Seil drunten ist

oder seinen Krug zerbricht so bringt das Unheil.

Die Hauptstädte wurden im alten China zuweilen verlegt, teils aus Gründen der Gunst der Lage, teils bei dem Wechsel der Dynastien. Der Baustil wechselte im Lauf der Jahrhunderte, aber die Form des Brunnens ist von uralter Zeit bis auf den heutigen Tag dieselbe geblieben. So ist der Brunnen ein Bild der gesellschaftlichen Organisation der Menschheit in ihren primitivsten Lebensnotswendigkeiten, die von allen politischen Gestaltungen unabhängig ist. Die politischen Gestaltungen, die Nationen wechseln, aber das Leben der Menschen mit seinen Erfordernissen bleibt ewig dasselbe. Das läßt sich nicht ändern. Dieses Leben ist auch unerschöpflich. Es wird nicht weniger noch mehr und ist für alle da. Geschlechter kommen und gehen, und sie alle genießen das Leben in seiner unerschöpflichen Fülle.

Für eine gute staatliche oder gesellschaftliche Organisation der Menschen ist aber ein Doppeltes nötig. Man muß bis auf die Grundlagen des Lebens hinuntergehen. Alle Oberflächlichkeit in der Lebensordnung, die die tiefsten Lebensbedürfnisse unbefriedigt läßt, ist ebenso unvollkommen, als hätte man gar keinen Versuch zur Ordnung gemacht. Ebenso ist eine Fahrlässigkeit, durch die der Krug zerbricht, vom Übel. Wenn z. B. der militärische Schutz eines Staates so übertrieben wird, daß er Kriege hervorruft, durch die die Macht des Staates vernichtet wird, so ist das ein Zerbrechen des Krugs. Auch für den einzelnen Menschen kommt das Zeichen in Betracht. So verschieden die Anlagen und Bildungen der Menschen sind, die menschliche Natur in ihren Grundlagen ist bei jedem dieselbe. Und jeder Mensch kann bei seiner Bildung aus dem unerschöpflichen Born der göttlichen Natur des Menschenwesens schöpfen. Aber auch hier drohen zwei Gefahren: einmal, daß man in seiner Bildung nicht durchdringt bis zu den eigentlichen Wurzeln des Menschentums, sondern in Konvention steckenbleibt - eine solche Halbbildung ist ebenso schlimm wie Unbildung-, oder daß man plötzlich zusammenbricht und die Bildung seines Wesens vernachlässigt.



Wenn er lernt, sein Schwert zu gebrauchen, findet der Krieger des Lichts heraus, daß er vollständig ausgestattet sein muß - und dazu gehört auch eine Rüstung. Er macht sich auf, um eine Rüstung zu besorgen, und hört sich die unterschiedlichen Vorschläge der verschiedenen Verkäufer an. "Benutze den Panzer der Einsamkeit", sagt einer. "Benutze den Schild des Zynismus", entgegnet ein anderer. "Die beste Rüstung ist, sich in nichts einzumischen", behauptet ein dritter. Der Krieger schenkt ihnen jedoch kein Gehör. Er macht sich gelassen zum heiligen Ort auf und kleidet sich in den unzerstörbaren Mantel des Glaubens. Der Glaube wehrt alle Hiebe ab. Der Glaube verwandelt Gift in kristallklares Wasser.

'Handbuch des Kriegers des Lichts' von Paulo Coelho, Seite 109



Mathematician of the day


Jakob Bernoulli


Im Kampf muß man die Augen offen halten und treue Gefährten an seiner Seite haben. Es kann passieren, daß derjenige, der an der Seite des Kriegers des Lichts gekämpft hat, plötzlich zu dessen Feind wird. Die erste Reaktion ist der Haß. Aber der Krieger weiß, daß ein blinder Kämpfer inmitten der Schlacht verloren ist. Daher versucht er, das Gute zu sehen, das der ehemalige Verbündete in der Zeit getan hat, als sie noch zusammen kämpften. Er versucht zu verstehen, was ihn zur unvermittelten Änderung seiner Haltung bewogen hat, welche Verwundungen sich in seiner Seele angehäuft haben. Er versucht herauszubekommen, was einen der beiden dazu gebracht hat, den Dialog aufzugeben. Niemand ist ganz und gar gut oder ganz und gar böse. Daran denkt der Krieger, wenn er sieht, daß er einen neuen Gegner hat.

'Handbuch des Kriegers des Lichts' von Paulo Coelho, Seite 146